

Krisenmanagement der Bundesregierung
Die Bundesregierung bietet deutschen Unternehmen politischen Geleitschutz bei Eingriffen in Auslandsprojekte. Deutsche Unternehmen profitieren bei Schwierigkeiten mit hoheitlichen Stellen im Ausland unmittelbar von den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland weltweit. Die gezielte Unterstützung auf diplomatischer Ebene sichert den Fortbestand der Projekte und hat eine hohe Erfolgsquote bei der Abwendung von Schadensfällen. Allein in den letzten zehn Jahren belief sich das Deckungsvolumen der "geretteten" Projekte auf über 1,5 Milliarden Euro.
Die Unterstützung der Bundesregierung im Krisenfall stellt aus Sicht der Garantienehmer den zentralen Mehrwert der Investitionsgarantien des Bundes dar. Private Investitionsversicherer verfügen nicht über vergleichbare diplomatische Möglichkeiten.
Die Rahmenbedingungen für Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern haben sich in der jüngeren Vergangenheit spürbar verschlechtert. Die anhaltenden Folgen der COVID-19-Pandemie, die weiterhin ungelösten Handelskonflikte, das Erstarken nationalistischer Kräfte sowie nicht zuletzt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, führen zu einer großen Bedrohung ausländischer Direktinvestitionen durch politische Risiken. Dies belegen auch die folgenden aktuellen Auswertungen:
Investitionsgarantien des Bundes:
- Die Anzahl der im Jahr 2024 genehmigten Anträge ist weiterhin angestiegen
- Nachdem für 2023 eine starke Steigerung an Anfragen und Anträgen registriert werden konnte, bleibt das Niveau auch in 2024 hoch – dies belegt das hohe Interesse an der Absicherung politischer Risiken.
- Schwerpunkte im Bereich Krisenmanagement und Schäden stellten im Jahr 2024 angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine abgesicherte Projekte in der Ukraine, Russland und Belarus dar. Zudem war die Bundesregierung im Krisenmanagement in Ägypten, Algerien, Iran, Kuwait, Libyen, der Türkei, dem Libanon und Montenegro aktiv.
Political Risk Survey 2024 (Willis Towers Watson / Oxford Analytica):
- Ereignisse wie der Ukraine-Konflikt und die COVID-19-Pandemie haben das Bewusstsein und die Besorgnis betreffend politische Risiken in den vergangenen Jahren geschärft
- Gemäß Umfrage haben 96% der Unternehmen in den Ausbau des politischen Risikomanagements investiert
- Mehr als 70% der befragten Unternehmen berichteten über erlittene Verluste durch politische Risiken. Dabei wurden Europa und Russland, Asien, der Nahe Osten und Nordamerika als Risikoschwerpunktländer angesehen
Political Risk Report 2024 (Marsh):
- Regierungen weltweit verfolgen zunehmend eine staatlich gelenkte Wirtschaftspolitik, während globale Governance-Prinzipien an Legitimität verlieren. Hierdurch nimmt die Häufigkeit und Schwere von Handelsstörungen und -verzerrungen zu
- Die Zahl der Konflikte weltweit hat sich seit 2005 verdoppelt und wird voraussichtlich auch in absehbarer Zukunft hoch bleiben. Seit dem Jahr 2000 dauern Konflikte im Durchschnitt 50% länger
- Die Allokation von Risiken im Rahmen eines effektiven Risikomanagements auch über eine Risikoabsicherung werden für die Sicherung von Kapital, den Zugang zu Liquidität und die Aufrechterhaltung von Handel und Nachfrage in einem volatilen Umfeld von entscheidender Bedeutung sein
PwC’s 28th Annual Global CEO Survey 2025:
- Bei einem Ausblick auf die nächsten 12 Monate werden Risiken aus geopolitischen Konflikten global von den befragten CEOs als die TOP-5-Bedrohung nach makroökonomischer Volatilität, Inflation, Cyber-Risiken und Fachkräftemangel für die Wirtschaft genannt
- Von den befragten deutschen CEOs empfinden sogar 31 % geopolitische Konflikte genauso wie Cyber-Risiken (31%) und die makroökonomische Volatilität (35 %) als die wesentliche Herausforderung für die Wirtschaft
- Bei den CEOs aus Deutschland dominiert vor allem die Angst vor politischen Risiken im mittleren Osten (41%) sowie in Mittel- und Osteuropa (34%)
Krisenmanagement des Bundes / Schäden aus den Investitionsgarantien weltweit (Stand: 31.12.2024)
Dem Bund stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um Unternehmen bei Schwierigkeiten bei Auslandsprojekten zu unterstützen:
- Sachverhaltsaufklärung durch deutsche Botschaften und Generalkonsulate
- Ansprache von hochrangigen Vertretern des Landes durch deutsche Botschafter
- Thematisierung in internationalen Gremien (z.B. Berner Union)
- Thematisierung durch Bundesministerien bei Treffen / Verhandlungen
- Verbalnoten der Bundesregierung und Schreiben von Bundesministern
- persönliche Ansprache durch höchste politische Ebene (z.B. Bundeskanzler)
Aktuelle Beispiele für erfolgreiches Krisenmanagement
China
Projektgegenstand: Verkehr und Logistik
Projektvolumen: rund EUR 150 Mio.
Schwierigkeiten: Herausdrängen des deutschen Investors aus Projekt sowie Vertragsverstöße durch staatlichen Joint Venture-Partner
Krisenmanagement: intensive Unterstützung durch deutsche Bundesregierung / mehrfache Ansprache auf höchster politischer Ebene durch Bundeskanzler
Erfolg: deutscher Investor erhält angemessene Zahlung für Projektausstieg
Türkei
Projektgegenstand: Stromerzeugung
Projektvolumen: rund EUR 775 Mio.
Schwierigkeiten: Nichteinhaltung staatlicher Zahlungsverpflichtungen
Krisenmanagement: Schreiben des deutschen Wirtschaftsministers an den türkischen Finanzminister
Erfolg: Zahlungen werden wieder aufgenommen und Rückstände beglichen
Webinar Aufzeichnung "Investitionsgarantien - Krisenmanagement des Bundes"
Weitere Informationen und Beispiele können Sie auch unserer Webinar-Aufzeichnung „Investitionsgarantien - Krisenmanagement des Bundes“ entnehmen. Im Rahmen dieses Webinars wird anhand von Praxisbeispielen eingehend die Wirkungsweise des politischen Geleitschutzes des Bundes erläutert: