Default Alt-Tag

THG-Bilanz

Die Treibhausgasbilanz des Portfolios der Investitionsgarantien

Die Bundesregierung unterstützt das Ziel, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, und richtet somit die deutschen Außenwirtschaftsförderinstrumente, inklusive der Investitionsgarantien (DIA), auf einen 1,5-Grad-Pfad aus.

Der Fortschritt der Ausrichtung des DIA-Portfolios auf das 1,5-Grad-Ziel wird anhand seiner Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) gemessen. Diese soll für Projekte in fortgeschrittenen Volkswirtschaften bis 2045 und in sich entwickelnden und aufstrebenden Volkswirtschaften bis 2050 auf Netto-Null reduziert werden.

Klimaampel

                                    Darstellung der Zielsetzung der DIA-Klimastrategie

Methodik & Datengrundlage 

Derzeit existiert kein spezifischer internationaler Standard für die Berechnung von Portfolioemissionen eines Förderinstruments wie den Investitionsgarantien. Aus diesem Grund haben Klimaspezialisten auf Basis des international anerkannten Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) „Financed Emissions“-Standards für Banken einen Ansatz für die Berechnung des DIA-Portfolios entwickelt.

Im Einklang mit dem PCAF-Standard werden dem Bund dabei für alle bestehenden Deckungen die Emissionen eines Projekts in Höhe des Anteils des aktuellen Entschädigungsrisikos an der Gesamtfinanzierung des Projekts zugerechnet. Auf Basis folgender Formel wurden die Emissionen der Investitionsgarantien berechnet.

Klimaampel

                                Allgemeine Berechnungsformel für den THG-Bilanz

 

Die THG-Bilanz wird jährlich berechnet und in Tonnen CO₂-Äquivalent (CO₂e) berichtet. Die Bilanz ergibt sich aus den Emissionen des Deckungsbestands zum Stichtag 31.12. des jeweiligen Berichtsjahres.

Soweit Emissionsangaben oder anderweitig projektspezifische THG-relevante Daten von den jeweiligen Antragstellern zur Verfügung gestellt werden, werden diese für die Berechnung der THG-Bilanz verwendet. Andernfalls werden die Emissionen anhand von sektor- und länderspezifischen Emissionsfaktoren ermittelt.

Die Nutzung verschiedener Daten- und Berechnungsansätze steht im Einklang mit dem PCAF-Standard und wird durch die Einstufung und den Ausweis der unterschiedlichen Datenqualitäten transparent belegt. Hierfür wird die Datenqualitätsskala von PCAF verwendet, die mit Score 1 verifizierte Emissionsangaben und mit Score 5 Emissionsschätzungen anhand von Emissionsfaktoren bewertet.

Investitionsgarantien werden mit einer Regellaufzeit von 15 Jahren übernommen, sodass beim jährlichen Vergleich der THG-Bilanzen keine lineare Entwicklung der Emissionen zu erwarten ist. Auch Verbesserungen der Datenqualität führen zu Schwankungen der THG-Bilanz. Belastbare Schlussfolgerungen bzgl. der Wirksamkeit der DIA-Klimastrategie werden sich deshalb nur im Mehrjahresvergleich ziehen lassen.

Betrachtete Emissionen 

Berücksichtigt werden alle wesentlichen Treibhausgase gemäß der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Dabei werden sowohl die direkten Scope-1-Emissionen als auch die durch Zukauf von Energie entstehenden Scope-2-Emissionen der gedeckten Projekte berechnet. Zusätzlich werden die vor- und nachgelagerten Scope-3-Emissionen (Upstream und Downstream), die aus der Lieferkette entstehen, mithilfe von Proxy-Daten berechnet.

Klimaampel

Darstellung der indirekten und direkten Treibhausgasemissionen des Greenhouse Gas Protocol (2011)

 

Für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien können gemäß PCAF-Standard zusätzlich die sogenannten vermiedenen Emissionen berechnet und separat ausgewiesen werden. Vermiedene Emissionen sind ein theoretischer Wert, der zeigt, wie viele Emissionen durch ein Projekt eingespart werden, indem es fossilbasierte Energieprojekte ersetzt und zur Dekarbonisierung des Strommixes beiträgt. Die Menge der vermiedenen Emissionen aus erneuerbaren Energieprojekten wird ermittelt, indem die Leistung der erneuerbaren Energien mit den durchschnittlichen Emissionsfaktoren für fossile Brennstoffe multipliziert und mit dem Gesamtstrommix des Landes verrechnet wird. Auch diese Kennzahl wird jährlich berechnet.

Baseline

Die THG-Fußbilanz für das DIA-Portfolio wurde erstmalig für das Jahr 2022 berechnet. Diese Ergebnisse dienen als Ausgangswerte (Baseline), um zukünftige Fortschritte und Veränderungen der Emissionswerte messen zu können. Die Scope 1 & 2 Emissionen bilden dabei die Baseline für das Netto-Null-Ziel der Klimastrategie für DIA.

Sollten in Zukunft Änderungen der Datenquellen oder des Berechnungsansatzes erforderlich werden, die sich erheblich auf das Ergebnis auswirken, würde auch die Baseline neu berechnet werden, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse im Zeitablauf sicherzustellen.

Ergebnisse

Zum Stichtag 31.12.2024 beliefen sich abgesicherte Scope 1 & 2 Emissionen des gesamten Portfolios der Investitionsgarantien auf 8,3 Mio. Tonnen CO2e. Dies stellt eine Senkung im Vergleich zum Vorjahr dar, in dem die Scope 1 & 2 Emissionen bei 8,7 Mio. Tonnen CO2e lagen.

Klimaampel

Verteilung der abgesicherten Scope 1 und 2 (t CO2e in Mio.) im Jahr 2022, 2023 und 2024

Die Entwicklung der Emissionen im Zeitraum von 2022 bis 2024 zeigt einen deutlichen Rückgang der Gesamtemissionen des DIA-Portfolios. Im Bereich der Scope-1- und Scope-2-Emissionen konnte die Treibhausgasbilanz um etwa 8,2% reduziert werden. 

Default Alt-Tag

Verteilung der abgesicherten Scope 1 und 2 (t CO2e in Mio.) im Jahr 2024 auf die Schlüsselsektoren

Mehr als die Hälfte der Emissionen entfällt auf den Sektor Fossile Energien, dessen Anteil jedoch aufgrund von Beschränkungen bei neuen Deckungsübernahmen zurückgeht. Emissionsreduktionen im Sektor Chemie resultieren primär aus verbesserter Datenqualität, während die Heterogenität der Projekte außerhalb der Schlüsselsektoren deren Emissionsschwankungen erklärt und die Enthaftung einzelner Großprojekte zu sinkenden Emissionen im Fahrzeugbau führte. Im Bereich der klimafreundlichen Energie wurden keine direkten Emissionen ausgewiesen.

Klimarelevante Schlüsselsektoren der Investitionsgarantien

Vermiedene THG-Emissionen durch erneuerbare Energien im Jahr 2022, 2023 und 2024

Mit Erneuerbare Energien Projekten konnten im Jahr 2024 Emissionen in Höhe von 1.649,7 Tonnen CO2e vermieden werden – ein Anstieg im Vergleich zu 2022 und 2023, vor allem auf Grundlage der aktuell hohen Antragszahlen für den Sektor der erneuerbaren Energien.

In der nachfolgenden Tabelle können Sie nochmal alle Ergebnisse im Überblick nachschauen.

Klimarelevante Schlüsselsektoren der Investitionsgarantien

 

THG-Bilanz, Emissionsintensität und ausstehendes Entschädigungsrisiko nach den Schlüsselsektoren der Klimastrategie in den Berichtsjahren 2022 und 2024 (Stichtag: 31.12.)

 

Hinweise und Annahmen

  • Für die THG-Bilanz bei DIA wurde stets ein konservativer Ansatz gewählt, der zu einer Überschätzung der Emissionen führt. Beispielsweise wird nicht zwischen der Bau- und der Betriebsphase von Projekten unterschieden. Ab Indeckungnahme eines Projekts geht der Ansatz von vollen Betriebsemissionen aus, auch wenn eine gedeckte Anlage erst zu einem späteren Zeitpunkt in Betrieb geht.
  • Die Sektoren bzw. Untersektoren der Emissionsfaktoren entsprechen nicht 1:1 den Sektoren des DIA-Portfolios. Es wurden daher teilweise Annahmen und Näherungen getroffen.
  • Als Berichtsdaten werden immer die aktuellsten bekannten Daten verwendet. Die Daten beziehen sich auf das letzte verfügbare Jahr, für das Jahresabschlüsse und nichtfinanzielle Berichterstattung verfügbar sind. Emissionproxies wurden teilweise auch für 2024 auf Grundlage von in 2022 und 2023 berichteten Daten errechnet, da diese in einer besseren Datenqualität verfügbar waren.
  • Die dargestellten Ergebnisse sind nicht mit Ergebnissen von anderen Finanzinstitutionen oder Investitionsgarantieagenturen vergleichbar, da sich die Methodik und die zugrunde liegenden Förderinstrumente stark unterscheiden können. Die Ergebnisse und die Entwicklung sind daher nur im Kontext des Monitorings der DIA-Klimastrategie zu betrachten.

Johanna Wohlgemuth

Nachhaltigkeit